Stücke

Erntedank

Erweckt zur Leidenschaft mein Blut

in letzter beschatteter Sonnenstunde und

ich sehe in dieser Zeit

Schöpfung und Vergänglichkeit


Schau im hohen Meer des Himmels

Schwärmer - wo endet deine Flucht

Es ist zu warm um Herbst zu sein

Sehnsucht nach Wirkung pocht in Mark und Bein

1.10.23




In harmlos hautfarbener Morgensonne liegst du schläfrig da

weltverloren und idyllisch weder Wellen noch Schwimmer

Es zwitschert im rauschenden Schilf zärtlich still scheu und nah

Wie lange noch halten deine Augen diesen verträumten Schimmer

20.8.23



Nervös erschöpft gebeugt

ermattete Blüten starren auf mich

in hysterischer Ruhe – ihre Klagerufe

als wäre Herr der Gewalt des Sommers - Ich

 

Es fühlt sich endlich nach Endlichkeit an

Die Hitze verdorrte der Kastanien Blätter

Gestern kamen erste Schauer heran

Würdevoll gütig grau zeigt sich das Wetter

 

Der kühle Bach hat sich

tief ins hohe Gras gelegt

und murmelt entrückt

sein frommes Morgengebet

 

Trübe Wolken schreiten zur Tat

Doch über allem schwelt die Sonnenglut

Sie gewährt uns gnädig einen Ruhetag

beherrscht von einem Klima der Wut

 

6. August 22



Honiggolden zerfließt der Abend

Knapp am Abgrund zum tiefen Schlaf

streicht die Sonne übers Land


Urzeitliche Trommelzeichen vom Specht

klopfen hallend durch den schattigen Wald

Dazu das Stakkato der Kleiber


Amseln zupfen das Dickicht schön

Die Landschaft putzt sich raus

Narzissen betören das müde Gras


28.3.22

Postkarte, 2021

Kalte Winde vertreiben eingefärbt

von schattenhaften Vogelschwärmen

und vielfarbig flirrend buntem Laub

in wilden Böen den kalten Sommerstaub


Sonnenlicht wirkt kühl und gelassen

auf die menschenmüd gewordene Welt

in der sich Gärten verlassen wieder fanden

auf den Wegen Gestalten in Gedanken


Auf den Tischen herrscht nun Überfluss

an Früchten der Erde dieses Jahres

Vorräte sind eingemacht und bereitet

so die Marmelade Sonnenschein verbreitet


Bücher sind gestapelt für die dunklen Tage

Alle Gedichte sind gedacht

Geredet ist genug. Jetzt ist Schweigen

denn der Wind will nun seine Lieder schreiben


9.10.21


POSTKARTE, 2020 zu einer Zeichnung von Paul Goesch








Mit dem Morgenlob

unserer Amselnachbarn

lernt ein kleiner Junge

Fahrrad zu fahren


Auf dem alten Pflaster

holpert er schwankend

unsicher dahin

So wie dieser Frühjahresbeginn


Der Ausnahmezustand

wird merklich

aber ausnahmslos

zum Zustand


10.4.21


Andachtskarte, 2020



Bleib am Rand

fall nicht rein

Lass dich halten

von einer Hand

die es

gut mit dir meint

Bleib am Rand

fall nicht hinein

Gott ist

der feste Rand

des Abgrunds

Bleib beim Rand

fall nicht draufrein

12.8.23

 


Meisterstück, 2018

Goldregen aus 
heiterem Himmel
Momente im 
ausgehenden Licht
sind karg
vom Tagwerk
und tun weh
wie wunde Finger

An jeder Meisterhand 
klebt Blut
Dem Stück 
Leben einzuhauchen
mit gequältem Atem
und Angst vor dem 
nächsten Schritt
tiefer Müdigkeit 
Seufzern und Flüchen
Die Hände voller Blut
Die Stirn glänzt
vom Schweiß 
des Gerechten
Aber mein Feuer brennt noch



             Am Anfang war das Wort, 2006   925/000 Silber geschwärzt, Smaragde    1. Preis Dannerwettbewerb der Schule


Wohin? Weiter!
Die Erde dampft 
später schwitzen die Wolken
Selbstzerkleinerung ist
Größenwahn

Das Haus vom Nichts…
Sonnen sind aus Scherben
Tage wie zähflüssiger Asphalt
des geborstenen Anfangs
…steht als Universum

Die Wiese ist 
eine wilde Galaxie
wie ein Satz
aus leeren Worten
Kleine Dinge sind schöner





      Werkzeugspuren, 2008   Silber Koralle Schiefer und Lindenholz   3. Preis Dannerwettbewerb der Schule
Schwere Blütendolden
aus lila Übergewicht
leuchten verführerisch im Frühlingslicht
Duftende Kindheitserinnerungen
an Muttertage und Fliedersträuße
strömen betörend aus dem
giftgrünen wilden Dickicht
es öffnet sich mir ein Erinnerungsgarten
für einen kurzen Augenblick
Ich sehe dein sich davonstehlendes Gesicht

Muttertag

Mondscheinsonate, 2016   Silber, geschwärzt   1.Preis Dannerwettbewerb der Schule
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